Relating Radio. Communities, Aesthetics, Access

RADIO REVOLTEN-Kongress und FM@diaForum 2006
Internationale Tagung zu k?nstlerischen, politischen und sozialen Perspektiven des Radios am 4. & 5.10.2006, im Rahmen des Radiokunst-Festivals RADIO REVOLTEN (20.09.-18.10.2006), Halle an der Saale
Tagungseinladung

Hintergrund
Das Radio entwickelt seine journalistische, politische und ästhetische Tradition in unmittelbarer Auseinandersetzung mit seinen Kontexten: Technische Bedingungen, Rundfunkmarkt, Produzentengruppe und Hörerschaft verändern sich ständig und prägen die Situation des Mediums kontinuierlich neu. —
Erforschungen dieser Kontexte des Radios gründen nicht selten auf einen technisch-strukturellen Blick, der auch Grundlage der Diskussion neuer Medientechnologien ist. Daneben werden mit den Rezeptionsmechanismen auf HörerInnen-Seite oder den Herstellungs- und Präsentationsstrukturen innerhalb des Mediums auch verschiedene soziale Teilprinzipien der Radiokontexte untersucht. So etwa, wenn innerhalb der Cultural Studies Medienrezeption als aktiver Prozess gefasst wird, oder wenn in der medienwissenschaftlichen Redaktionsforschung Handlungsstrukturen der Produzierenden aufgedeckt werden. –
Das Anliegen der Tagung ist es, die verschiedenen Stränge der Radioforschung mit Blick auf die drastischen Veränderungen der Mediensituation in jüngster Zeit und die sich damit verändernden Sendepraktiken aufzunehmen und das 'Prinzip Radio' auf seine realen und potenziellen Beziehungen zu den unterschiedlichsten sozialen und kulturellen Lebensbereichen zu befragen. Hierbei spielt u.a. das Verschwimmen der Grenze zwischen den ehemals weitgehend separierten Bereichen Rezeption, Produktion und Distribution eine wichtige Rolle. –
Das Medium Radio steht dabei für eine spezifische Kommunikationssituation, deren soziale und ästhetische Konkretisierungen höchst unterschiedlich ausfallen. Unter den aktuellen technischen und medienstrukturellen Veränderungen (Ausdifferenzierung kommunaler Radiopraktiken, Veränderungen des Radiomarktes durch Netzmedien, MP3 und mobiles Computing etc.) schlägt das Radio heute wieder ganz neue Wege ein. –
Auf der Basis einer breit angelegten Bestandsaufnahme sollen Möglichkeiten einer Reformulierung des Mediums diskutiert werden, welche insbesondere die Vielfalt der Kontexte des Radios berücksichtigt. Das Anliegen der so entstandenen Beschreibungen sollte es sein, die Ergebnisse für eine avancierte Radiopraxis künstlerischer, journalistischer und politischer Art fruchtbar zu machen. –

Panel-Themen-

1. Community Radio / Radio Community-
Das Ideal von einer vielfältigen, akustisch vernetzten Community ist zentraler Bestandteil der Utopie von einem besseren Radio. Prozesse des Community-Building sind daher elementare Bestandteile von Medienhandeln. Wie stehen aber Ideal und Realität zueinander? Welche Rolle kann dem Radio überhaupt zukommen? Wie verlaufen die tatsächlichen Verbindungen und Grenzlinien zwischen Community-Radios als Produktionsgemeinschaften und Hör-Communities als gedachte Gemeinschaften und Schnittmengen von Sendern und Empfängern? –

2. Kunsttheoretische Positionen zum Radio-
In Bezug auf künstlerische Inhalte wird das Radio nicht nur zur Übertragung, sondern auch zur unmittelbaren Produktion benutzt: Das Medium Radio ist historischer Materialpool, technische Apparatur und sozialer Kontext für Kunstproduktionen. Wie kann der aktuelle Stellenwert des Radios als künstlerisches Werkzeug bzw. Umgebung beurteilt werden? Welche historischen Entwicklungslinien sind dabei von Bedeutung? Wie wird und wie könnte das Radio als Instrument der Darstellung von und des Einwirkens auf soziale Prozesse genutzt werden (im Sinne einer „soziologischen Kunst“)? Welche Rolle spielen ästhetische Traditionen? Welche intermedialen Bezüge zu anderen Kunst- und Kommunikationsformen prägen evtl. die Zukunft radiobasierter Kunst? Wie verändern sich radiokünstlerische Produktionsbedingungen und Ästhetiken unter Berücksichtigung neuer Praktiken wie Podcasting etc.?-

3. Access: Zugang, Aneignung, Identität-
'Zugang' ist eine der Schlüsselkonzeptionen moderner Gesellschaften. Dem Radio als vergleichsweise einfaches Medium kann dabei eine besondere Funktion der Zugangsermöglichung zum System der elektronischen Massenmedien zukommen. Wie sehen die Wege des Zugangs zum Radio heute aus? Welche Formen und Bedingungen der Aneignung, Erschließung und Ausweitung von Zugängen lassen sich ausmachen? Welchen Einfluss auf die Konzeptionalisierung moderner Identität haben die zahlreichen Möglichkeiten, sich selbst als Medienproduzent (über Offene Kanäle, Community-Radios, diverse Sendeformen via Internet etc.) zu betätigen? Welche Rolle spielen diese grundsätzlich als zugangsoffen definierten und wahrgenommenen Radios innerhalb des Mediensystems?-

4. East Side Stories – Neue alte Radiokulturen in Ost- und Südosteuropa-
Die Transformation der Gesellschaften Ost- und Südosteuropas ging einher mit einer Umstrukturierung der Rundfunklandschaften. Ehemals staatliche Rundfunkanstalten wurden schrittweise in öffentlich-rechtliche Modelle nach westlichem Muster überführt, während zugleich privat-kommerzielle Neugründungen am Markt konkurrieren. Ein widersprüchlicher Prozess, der im Gerangel zwischen alten/neuen Machtblöcken, einheimischem Kapital und Global Players der Medienbranche vor allem eines nur unzureichend ermöglicht: eine selbstorganisierte Öffentlichkeit, die für die Weiterentwicklung anspruchsvoller politischer und experimenteller Radioformate entscheidend sein könnte. Zwar haben sich (vor allem im Internet) zahlreiche Medieninitiativen entwickelt – allein, ihnen fehlt in der Regel der Zugang zum etablierten Rundfunk. Unter welchen Bedingungen können experimentierende Radiokulturen in den Ländern Ost- und Südosteuropas existieren? Inwieweit bestehen Chancen, eigene Frequenzen und Ausstrahlungskapazitäten zu erlangen? Welche Rolle könnte dabei die Europäische Union bzw. die europäische Rundfunkpolitik übernehmen?-

Konferenz-Komitee:-
Prof. Dr. Dieter Daniels, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Dr. Golo Föllmer, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Christiane Mennicke, kunsthaus dresden
Sven Thiermann, coloRadio Dresden
Prof. Dr. Reinhold Viehoff, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg-
Bitte senden Sie Vorschläge und Anfragen an Sven Thiermann & Golo Föllmer unter congress@radiorevolten.net.
RADIO REVOLTEN ist ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes (www.kulturstiftung-bund.de).
Das Projekt wird unterstützt durch die Medienanstalt Sachsen-Anhalt (www.msa-online.de).-

Anmeldungen über www.radiorevolten.net