»All you need is beat« – Die Leipziger Beatdemo am 31. Oktober 1965

In Erinnerung an den Protest jugendlicher Beatfans vor 57 Jahren wird am 31. Oktober 2022 um 19.00 Uhr eine Veranstaltung des Archiv Bürgerbewegung Leipzig (ABL) in der naTo stattfinden. Nach einem informativen und musikalischen Einstieg werden Zeitzeugen zu Wort kommen, die damals entweder als Musiker aktiv waren oder Bezüge zur Beatmusik oder Beatdemo haben. Im Mittelpunkt stehen die Erinnerungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die neben allen anderen Interessierten ganz besonders eingeladen sind. Die musikalische Umrahmung erfolgt durch den Gitarristen Andreas Schirneck.

Seit dem Jahr 2005 beschäftigt sich das ABL mit den Themen Beatmusik, Beatverbot und Beatdemo in Leipzig. Neben einer entleihbaren Wanderausstellung bietet das ABL einen Workshop für Schülerinnen und Schüler zu diesem Thema an. Diese Expertise veranlasste den Leipziger Stadtrat im März 2022, das ABL mit der Erstellung eines Konzeptes für die künftige Erinnerung an den Leipziger Beataufstand zu beauftragen.

Nicht nur im Westen, auch im Osten und damit in der DDR begeisterten sich Jugendliche für den Rock ’n’ Roll eines Elvis Presley oder die mit den Beatles und Stones aufkommende Beatmusik. Die Beatfans mit ihren langen Haaren wurden in der DDR schnell als »Rowdys«, »Gammler« und »Asoziale« abgestempelt. Sie passten nicht in das Bild der SED-Funktionäre einer wohlerzogenen sozialistischen Jugend.

1965 existierten in Leipzig 47 Beatbands mit einer Spielerlaubnis, die mit ihrer Musik die Tanzsäle füllten. »The Butlers« – eine von Klaus Jentzsch, dem späteren Chef der Klaus-Renft-Combo gegründeten Beatband –, gehörte zu den DDR-weit bekanntesten Leipziger Gitarrengruppen. Im Oktober 1965 wurden jedoch 44 der Leipziger Bands mit dem Vorwurf der »westlichen Unkultur« die Spiellizenz entzogen. Dieses rigorose Vorgehen der SED wurde von den Fans als generelles Beatmusikverbot interpretiert.

Nach ihrem Verbot riefen Fans der verbotenen Gruppe »The Butlers« mittels Flugblättern auf, sich am 31. Oktober 1965 um 10 Uhr auf dem Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz zu treffen, um zu protestieren und die Wiederzulassung aller verbotenen Bands zu fordern. Mehr als 500 Jugendliche versammelten sich schließlich friedlich im Leipziger Stadtzentrum.
Die Staatsorgane lösten die Beatdemo gewaltsam auf und nahmen 267 Jugendliche vorläufig fest. In den folgenden Tagen wurden 162 von ihnen für 2 bis 4 Wochen zur »Arbeitserziehung« in den Braunkohletagebau nach Regis-Breitingen gebracht.

Verstärkt galten Beatmusik und ihre Texte als ausgemachte Mittel der ideologischen Unterwanderung der demokratischen DDR-Jugend. Die Leipziger Beatdemo war die größte öffentliche Auseinandersetzung in Leipzig zwischen dem 17. Juni 1953 und der Friedlichen Revolution.

Eintritt: frei

Einlass: 18:30 Uhr
Beginn: 19:00 Uhr
Eintritt: Angabe folgt