Gefeiert auf der Bühne – gestorben im Gulag. Die Schauspielerin Carola Neher

„Ich tanze / Black and White bottom / Und manchem auf der Nase herum. / Ich spiele / Klavier / Poker / Wasserball / Erdball / Und Theater / Ich habe etliche Herzen / Knock-out geschlagen. / Ski-heil!“ - so präsentierte sich die Schauspielerin Carola Neher in den Berliner Nachrichten 1927. Als moderne und unabhängige Frau reüssierte Neher auf den Theaterbühnen der Weimarer Republik, insbesondere in sogenannten „Hosenrollen“. Sie arbeitete mit Brecht sowohl in München, als auch später in Berlin und ging mit dem Dichter Klabund eine Beziehung ein. Nachdem sie einen Brief gegen Hitler und gegen die Annexion des Saargebiets an das Deutsche Reich unterzeichnet hatte, kehrte sie 1934 Deutschland den Rücken, in der Hoffnung, in Moskau Fuß zu fassen und sich weiterhin der Schauspielerei widmen zu können. Diese Hoffnungen wurden bitter enttäuscht – nur wenige Jahre nach ihrem Umzug in die Sowjetunion fiel sie den stalinistischen Verfolgungen zum Opfer, wurde als trotzkistische Verräterin verurteilt und fristete ihre letzten Lebensjahre in verschiedenen NKDW-Gefängnissen und Lagern. Die Theaterwissenschaftlerin und Historikerin, Theaterdramaturgin und -regisseurin Tita Gaehme schrieb das Buch "Dem Traum folgen. Das Leben der Schauspielerin Carola Neher und ihre Liebe zu Klabund". Sie beschreibt die „blühenden Jahre“ der Carola Neher. Über Carola Nehers Leben in der Sowjetunion gibt die Germanistin, Theaterwissenschaftlerin und Sozialpsychologin Bettina Nir-Vered Auskunft. Sie ist aktiv im Memorial Deutschland e.V. und gab das Sammelband Carola Neher. Gefeiert auf der Bühne, gestorben im Gulag. Kontexte eines Jahrhundertschicksals mit heraus. Zudem sind im Beitrag O-Töne der Zeitzeugin Hilde Duty zu hören, die mit Carola Neher interniert war, eingelesene Texte und Gedichte von Carola Neher und Klabund, sowie die von Carola Neher gesungene Ballade der Seeräuber-Jenny.


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