Genau heute vor 85 Jahren fanden die antisemitischen Pogrome in Deutschland statt. Heute, 85 Jahre später, finden Jüdinnen und Juden eine Situation in Deutschland vor, die für sie so existentiell ist, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Klein äußerte sich vor wenigen Tagen bestürzt über die aktuelle Lage und den grassierenden Hass auf den jüdischen Glauben. Seit dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel befänden sich Jüdinnen und Juden seit einem Monat „im Ausnahmezustand“. Und während der mediale Fokus auf den Nahost-Konflikt liegt, arbeitet die extreme Rechte aktiv daran, das Gedenken an die Shoah zu demontieren und das Erinnern an den Nationalsozialismus zu besetzen. Die Amadeu Antonio Stiftung hat diese Woche das zwölfte zivilgesellschaftliche Lagebild zur Situation des Antisemitismus in Deutschland veröffentlicht. Ein besonderes Datum, genau einen Monat nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel.
Radio Corax sprach mit Dr. Nikolas Lelle über die Kernaussagen des Lagebilds und den Einfluss der extremen Rechten auf die Erinnerungskultur an die Shoah. Er arbeitet bei der Amadeu Antonio Stiftung als Projektleiter der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus. Zuvor promovierte er – nach einem Studium der Philosophie und Soziologie in Frankfurt am Main und Mainz – an der Humboldt-Universität zu Berlin in der Sozialphilosophie. 2018 gab er zusammen mit Felix Axster den Band »›Deutsche Arbeit‹. Kritische Perspektiven auf ein ideologisches Selbstbild« (Wallstein Verlag) heraus.
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