»Arbeitet nie! Die Erfindung eines anderen Lebens« Lesung mit Hanna Mittelstädt

Eigentlich sollte die Revolution gemacht werden und nicht Lektorat, Vertrieb oder PR: Mehr zufällig als absichtsvoll sind Hanna Mittelstädt, Lutz Schulenburg und Pierre Gallissaires Anfang der 1970er Jahre in die Verlegerei eingestiegen. Zu ihrem Freiheitsbegriff gehörten damals die emanzipative Haltung des Nach-68er-Impulses und das Erkunden neuer Formen jenseits der »politischen Arbeit«, der »politischen Literatur«. Es ging um den Reichtum an Lust, Wissen, Autonomie.

Zehn Jahre nach Lutz Schulenburgs plötzlichem Tod blickt Hanna Mittelstädt zurück auf die ersten vierzig Jahre des Verlages Nautilus. Sie erzählt vom Rechtsstreit mit einem Satiremagazin um den Verlagsnamen, von Manuskriptbeschaffungen durch den Eisernen Vorhang und über Gefängnismauern hinweg, von zehrenden Streitigkeiten um Rechte und Geld, vom immer wieder kreisenden Pleitegeier, von persönlichen Zweifeln und schließlich vom märchenhaften Erfolg des Millionenbestsellers. Ein großer Haufen Bücher ist im Laufe dieses Abenteuers zusammengekommen, jedes Exemplar ist eine kleine Chance auf gesellschaftliche und individuelle Veränderung. Die Welt wäre besser, wenn sie alle gelesen worden wären.

Hanna Mittelstädt liest am 1. Dezember, ab 20Uhr bei Radio Corax aus ihrem autobiographischen Buch »Arbeitet nie! Die Erfindung eines anderen Lebens«. Neben Wein&Bier sind am Abend auch Bücher des Verlags auf einem Büchertisch der Buchhandlung »heiterbiswolkig« erhältlich.