(Aktualisierung vom 16.3.)
Die Veranstaltungen müssen aus bekannten Gründen abgesagt werden. Alternativ bieten wir am Freitag um 13 Uhr einen Themenschwerpunkt im Mittagsmagazin.
Veranstaltung am 20.03.2020 – ab 13:00 Uhr am Galgenberg 2a
Vor 100 Jahren, am 13. März 1920, kam es zum ersten rechtsradikalen Putsch in der deutschen Geschichte. Militärs und deutschnationale Politiker wollten die demokratischen Errungenschaften der Novemberrevolution 1918 beseitigen. Einige der Putschisten hatten sich bereits das Hakenkreuz auf die Stahlhelme gemalt. Wesentlich für die Niederlage es „Kapp-Putsches“ war der einzige Generalstreik in der deutschen Geschichte – etwa 12 Millionen Menschen legten die Arbeit nieder. Auch die Beamtenschaft verweigerte jegliche Mitarbeit, selbst Geschäftsleute beteiligten sich. Auf Druck der Reichswehr distanzierte sich jedoch die Reichsregierung wie die SPD bereits am 14. März vom Generalstreik.
Zur Abwehr des Putsches entstanden mancher Orts spontan Arbeitermilizen mit deren Hilfe demokratische Kräfte rechtsradikale Militäreinheiten bekämpften bzw. die Verwaltung übernahmen und den Putsch im Keim erstickten.
Am 17. März, brach der Kapp-Putsch nach 100 Stunden bzw. 5 Tagen, zusammen. Sämtliche Truppen/Freikorps die sich am Putsch beteiligt hatten stellten sich wieder unter den Befehl der Weimarer Koalitionsregierung. Nachdem die Republik gerettet war, riefen dann ADGB, Angestelltenverbände usw. zum Abbruch der Arbeitsniederlegung auf, während KPD, FAUD und andere radikale Kräfte erst weitergehende Forderungen umgesetzt sehen wollten. So waren die Ideen der Novemberrevolution „Alle Macht den Räten!“, „Sozialisierung der Schlüsselindustrie!“, „Abschaffung des Militarismus!“, im Zuge des Generalstreiks gegen den Kapp-Putsch wieder aktuell geworden. In einigen Regionen, insbesondere im mitteldeutschen Raum und im Ruhrgebiet, versuchten spontan entstandene Arbeitermilizen rätekommunistischen und revolutionär-syndikalistischen Konzepten zur Macht zu verhelfen. Gegen diese setzte die Reichsregierung unter Ebert und Bauer (beide SPD) nun Reichswehr und die wieder unter ihrem Befehl gestellten ehemaligen Putschtruppen ein. Als Sieger aus diesem Ringen ging die parlamentarische Demokratie hervor. Dennoch warf die militärische Niederschlagung der Aufstände unter Zuhilfenahme von rechtsradikalen Truppen einen langen politischen Schatten in die Weimarer Republik. Wir wollen an dieses oft verdrängte Ereignis erinnern und uns der Frage nähern warum an dieses hoffungsvolle Zeichen, das im Angesicht der rechtsradikalen Gefahr, alle Kräfte in einem demokratischen Grundkonsens zusammenstehen, nicht mehr angeknüpft werden konnte.
Der Generalstreik gegen den Kapp-Putsch war ein rein politischer Streik. Politische Streiks sind in der Bundesrepublik Deutschland verboten.
20.03.2020 – Am Galgenberg 2a
* 13:00 Uhr – CORAX-Mittagsmagazin zum Thema live vom Galgenberg
* 15:30 Uhr – Gemeinsame Begehung des Gertraudenfriedhofs und der Galgenbergschlucht
* 18:00 Uhr – Küche für Alle
* 19:00 Uhr – Vortrag von Bernd Langer (Autor des Buches „Kapp-Putsch und antifaschistischer Widerstand – Deutschland 1919-1920“)
Eine Veranstaltung von Radio Corax, dem Alternativen Vorlesungsverzeichnis und dem Sozialen Zentrum in der Alten Gärtnerei am Galgenberg. Ausgabe der CORAX-Programmzeitung zum Thema: hier.