Vortrag und Buchvorstellung
Antisemitismus in der politischen Linken wurde nicht erst nach 1945 zum Thema. Die Kritik daran ist so alt wie das Problem selbst. In der Weimarer Republik waren es ehemalige Gründungsmitglieder der KPD wie Franz Pfemfert oder Anarchosyndikalisten wie Rudolf Rocker, die die antisemitische Agitation während des Schlageter-Kurses 1923 kritisierten; Mitte der 1920er-Jahre zum Beispiel Clara Zetkin, die auf dem Parteitag vor judenfeindlichen Stimmungen an der Basis warnte; 1929 die um Heinrich Brandler und August Thalheimer gebildete KPD-Opposition.
Mit dieser Kritik knüpften sie an Interventionen von Rosa Luxemburg oder Leo Trotzki an und reflektierten zugleich die Entwicklung in Russland nach der bolschewistischen Revolution. Marx‘ Anspruch, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch »ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen« ist, schloss für sie den Kampf gegen Antisemitismus auch in den eigenen Reihen mit ein.
Olaf Kistenmacher arbeitet als Buchautor und Journalist. Er promovierte mit der Studie über Antisemitismus in der Tageszeitung der KPD während der Weimarer Republik (Arbeit und »jüdisches Kapital«. Antisemitische Aussagen in der Tageszeitung der KPD, Die Rote Fahne, während der Weimarer Republik, 1918 bis 1933). Seine jüngste Publikation, die er auf der Veranstaltung vorstellt, erschien beim ça-ira-Verlag.
Es wird einen Büchertisch am Mittwoch geben.
Weitere Informationen zum Referenten: https://forschungsforum.net/mitglieder/olaf-kistenmacher