Sieben Jahre sollte es dauern, bis die Initiative für Freies Radio CORAX e.V. Erfolg hatte und am 1. Juli 2000 mit Radio CORAX auf Sendung ging. Problem: Das Mediengesetz für Sachsen-Anhalt musste novelliert werden.
Lösung: Gespräche, Pläne, Lobbyarbeit. Einer unserer Mitglieder gab sich sogar als Katholik aus, um den Bischof von der Notwendigkeit der Überarbeitung zu überzeugen. 1997 dann der erste Lichtblick, die Rot-Grüne Novelle zum Landesrundfunkgesetz. Sie sah lokale offene Fernsehkanäle (OK) und Nichtkommerzielle Lokalradios (NKL) als
Betriebsversuche "nach Maßgabe des Haushalts" vor. Na ja, es dauerte wieder, Verhandlungen gingen in eine neue Runde und dann 1998 durften einige Lokalradios "Veranstaltungsradio" ausrichten.
CORAX begleitete das Bürgerfest im Paulusviertel. Und dann dauerte es wieder. 1999 dann endlich wurde Radio CORAX medienrechtlich als Nichtkommerzielles Lokalradio zugelassen Und am 1. Juli 2000 war es so weit.
Das erste Sendestudio von Radio CORAX war eher eine kleine Kabine mit Schaumstofffüllung. Mit dem kleinen Tisch mit Mischpult, zwei Stühlen und einem etwas muffeligen Vorhang war der Raum eigentlich voll. Und dann waren die ModeratorInnen noch nicht drin. Das blieb bei der ersten Sendung auch beinahe so. Es war nämlich nur einer da, der
zweite hörte den Anfang im Auto und die dritte wusste eine Stunde vor Sendestart noch gar nichts von ihrem Glück „Ich war dann doch aufgeregt, ich wusste überhaupt nicht, was ich sagen sollte, ich hatte mich ja auch nicht vorbereitet und dann steht man da plötzlich vor dem Mikrofon und wusste eigentlich nichts zu sagen außer Hallo und herzlich willkommen“. Ein Gummibaum, zum Sendestart geschenkt von den beiden anderen Nichtkommerziellen Lokalradios in Sachsen-Anhalt und
viele Unterstützerinnen und Unterstützer waren Zeugen der ersten Sendung am 1. Juli 2000 um fünf vor 12 Uhr mittags.
Radio CORAX entwickelte sich rasch. Seit dem Umzug in den Unterberg 11 gibt es richtige Studios, die man ohne Sauerstoffmaske betreten kann. Mittlerweile arbeiten etwa 200 Ehrenamtliche von 12 bis Mitte 70 mit. Wir sind Sachsen-Anhaltweit die aktivste Ausbildungseinrichtung in Sachen Radio. In einem der etwa 20 Workshops, die wir jährlich anbieten, bekommt mann und frau das Handwerkszeug vermittelt, um eine eigene Sendung zu gestalten. Außerdem betreuen wir viele Praktikantinnen und Praktikanten, die bei uns in Redaktion, Technik und im Büro lernen.
Integrativ und Interkulturell
Unser Projekt "Interaudio" startete im Juni 2002 in Kooperation mit dem Bundesprogramm CIVITAS. Es entstand eine ostdeutschlandweite Koordinierungsstelle für interkulturellen Hörfunk. Durch Austausch von Programmen und spezielle Ausbildungsangebote werden die Zugangsmöglichkeiten für nichtdeutsche RadiomacherInnen verbessert. Radio CORAX selbst sendet in 11 verschiedenen Sprachen – von hindu über portugiesisch bis russisch. Damit sind wir eines der wichtigsten
interkulturellen und internationalen Projekte in der Region.
Kreativ und experimentell
Auch künstlerisch setzen wir Akzente: Im Jahr 2006, zum 1200jährigen Stadtjubiläum von Halle, startet Radio CORAX die Radio Revolte, ein Kooperationsprojekt, dem sich rund 50 Radiosender sowie Audio- und Medienkünstler aus ganz Europa angeschlossen haben. Geplant ist eine internationale Konferenz, in der Perspektiven und Modelle der künstlerischen Aneignung des Mediums Radio entwickelt werden.
Alles ist gewachsen, nur leider der Gummibaum der ersten Stunde nicht. Der wurde zwar liebevoll gepflegt, aber leider nur von einen einzigen Radio CORAX Mitarbeiter.
Ihm danken wir und allen Aktiven, die lange und beharrlich daran gearbeitet haben, dass Radio CORAX nun eine nicht mehr wegzudenkende Alternative im Radioeinerlei ist.
Radio Corax kann finanziell nur überleben durch die Unterstützung seiner Hörerinnen und Hörer, seiner Mitglieder und Fördermitglieder, seiner Veranstaltungspartner und anderen Förderer. Im Jahr 2005 müssen wir etwa 36.000 Euro aufbringen, um die Eigenanteile für den Grundhaushalt des Radios, die Arbeitsfördermaßnahmen und FSJ sowie die notwendigsten Investitionskosten zu decken. Erreicht haben wir bisher (Stichtag: 09.06.2005) insgesamt 8.764,69 Euro.
Wir bedanken uns besonders für Aktivitäten bzw.
Spenden bei: Monika H., Thomas K., Dore R., Götz R., Bert S., Matthias
S., Hagen S., Norbert T., Jane U. (Fördermitglied), dem VL, der Redaktion Subjektiv und dem G.I.G. (Subjektiv-Party im G.I.G.) sowie beim Amtsgericht Halle.
Für Projektförderungen danken wir der Medienanstalt Sachsen-Anhalt.
Weiterhin danken wir der Agentur für Arbeit Halle, ARGE, der Stadt Halle und der Medienanstalt Sachsen-Anhalt, darüber hinaus auch dem Landesjugendwerk der Arbeiterwohlfahrt und der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung für die regelmäßige Unterstützung von Radio Corax.
Radio Corax wird fünf Jahre alt. In dieser Zeit haben wir mit vielen Kooperationspartnern und Förderern zusammen gearbeitet. Wir bedanken uns bei allen, auch für diese Grußworte über die wir uns sehr gefreut haben.
Dass sich Halle zur Radiostadt entwickelt hat, ist allenthalben in der Stadt und der Region zu hören. Radio Corax spielt dabei eine besondere Rolle zwischen den öffentlich-rechtlichen Anstalten und den privaten Sendern.
Dr. Heinz Friedrich Franke, Leiter Wirtschaftsförderung der Stadt Halle