CORAX-Programmzeitung Juni 2011

Die CORAX- Programmzeitung schaut im Juni unter anderem auf Georg Friedrich Händel. Der junge Mann verließ im Alter von 18 Jahren das traute Heim in der Kleinen Ulrichstraße und ging in die Welt hinaus, um schön, reich und berühmt zu werden. Das war in gewisser Weise ein Glücksfall für die Stadt Halle, denn durch eben diese Entscheidung wurde es 200 Jahre später möglich, der Geburtsstadt des Komponisten eine ähnlich überregionale Bedeutung zukommen zu lassen.

Nun ist Halle sicherlich mehr als Händel, aber gerade deshalb müssen wir auf die neue Kulturleitlinie hier noch einmal zurückkommen. Wir vermissen bei der Betrachtung des neuen Labels nämlich ganz wesentliche Punkte:

Wo ist der große Arbeitgeber KathiKuchenmehl?
Schließlich können sich sogar Reisende auf dem Hauptbahnhof mit kiloschweren Tüten Mehl eindecken für die Fahrt, wo ist der ChemieGigant Dow Chemical im Marketing unserer Stadt? Chemical Stadt Halle – das würde sogar nahtlos anknüpfen an wesentlich modernere Traditionen, als es der alte Händel leisten kann. Aber auch die Hallorenkugel kommt hier nicht recht ins Rollen, wenigstens der alte Antisemit Luther spielt eine Rolle, wenn die mit KathiKuchenmehlabgefüllten Reisenden die Stadt Halle verlassen und spätestens jetzt merken, dass sie eine Universitätsstadt verlassen, wenn es auch für eben diese Uni immer weniger Gelder gibt, trotz steigender StudentInnenZahlen.

Aber wir wollen ja nicht polemisch werden, sondern konstruktive Kritik üben: Uns scheint die liederliche Subkultur immer noch ein wenig zu präsent in der Stadt: zu halbherzig werden die grässlich lauten Klänge der Musikkneipen gedeckelt, zu wenig regide die wilden Freiluftparties verhindert, zu nachsichtig die zerlumpten osteuropäischen Straßenmusiker und Bettler in der Innenstadt behandelt. Und was soll die Erwähnung der laienhaften freien Theater in der neuen KulturLeitlinie der Stadt? Könnte hier nicht ein leeres Fabrikgebäude am Rande der Stadt, vielleicht nahe dem Jugendknast, geopfert werden, damit diese selbst ernannten Künstler endlich den Blick freigeben auf das, was wirklich zählt? Schließlich fristet unser Innovationszentrum
HeideSüd und auch das Medienzentrum MMZ jeweils ein viel zu unbeachtetes Dasein. Wenn Wirtschaft boomen soll, muss Wirtschaft sichtbar sein. Kultur ist ja schon sichtbar und eigentlich fertig: Moritzburg, Oper, Händel und tschüss. Bitte keine Gießkannenpolitik!

Nun ja, und dann ist da noch dieses miserable Radio …aber kommt Zeit, kommt Propagandaministerium.

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