Schon seit Langem schläft der „Kühle Brunnen“ in der gleichnamigen Gasse nahe des Halleschen Marktplatzes. Im Auftrag des Kirchenfürsten Kardinal Albrecht wurde das Renaissancepalais um 1520 als Stätte des leiblichen Wohls und der körperlichen Freuden erbaut. Am Freitag, 13. April, ab 15.10 bis 18.10 Uhr wird das Gebäude akustisch wiederbelebt.
Die argentinische Residency-Künstlerin, Sol Rezza, sowie die halleschen Klangkünstler und Radiomacher Mark Hornbogen, Tina Klatte, Elisabeth Rändel und Ralf Wendt erschließen die alten Gemäuer und eröffnen im Radio und vor Ort einen Raum für von Kirche, Konvention und Zuschreibungen befreites Leben. Die Geheimnisse um die weltlichen Lüste des Kardinals bilden den historischen Hintergrund, vor dem die Künstlerinnen und Künstler die Beschränkungen heutigen Begehrens befragen. Der Kühle Brunnen wird zum Konterfei eines neu zu eröffnenden Lustraumes in einer zukünftigen Gesellschaft – wenigstens einen Nachmittag lang.
Die Radio-Intervention im Kühlen Brunnen ist Teil der Sendereihe „Sound Mapping the City – eine akustische Karte von Halle“ und findet im Rahmen des internationalen Radiokunst-Stipendiums Radio Art Residency statt, das Radio CORAX in diesem Jahr erstmals in Kooperation mit dem Goethe-Institut an die argentinische Klangkünstlerin Sol Rezza vergeben hat.
Am Freitag, 13. April, 15:10-18:10 Uhr
Auf Radio CORAX 95.9 und am Kühlen Brunnen in Halle (Saale)
Sol Rezza
Die Sound Designerin und Klangkünstlerin Sol Rezza ist die erste Stipendiatin der Radio Art Residency von Radio CORAX und dem Goethe-Institut. Noch bis Ende April 2018 residiert die Künstlerin in Halle. Im Rahmen der Radiokunst-Residenz entwirft sie eine Klangkarte von Halle, die sowohl on air in der Sendereihe „Sound Mapping the City – eine Klangkarte von Halle“ ausgestrahlt wird als auch online zu hören ist. Die Künstlerin wurde 1982 in Argentinien geboren und lebt heute in einer kleinen Stadt westlich von Mexico City. Sie gilt als eine der einflussreichsten Stimmen in der Klang- und Radiokunst-Szene Lateinamerikas. Seit über zehn Jahren erkundet die studierte Tontechnikerin in Installationen, Performances und Radioarbeiten die Materialität des Klangs.
Radio Art Residency
Die Radio Art Residency ist ein internationales Radiokunst-Stipendium, das 2018 erstmals von Radio CORAX in Kooperation mit dem Goethe-Institut vergeben wurde. Als erstes Stipendium dieser Art europaweit ermöglicht die Radio Art Residency Künstlerinnen und Künstlern aus dem Ausland, für jeweils drei Monate im freien Radio CORAX in Halle (Saale) tätig zu sein. Wie sich das anhört, entscheiden die Stipendiatinnen und Stipendiaten selbst: Das Radio ist nicht lediglich Ausstellungsraum ihrer akustischen Arbeiten, sondern stellt einen Experimentierraum zur Verfügung, der die Künstlerinnen und Künstler einlädt, das Medium mit all seinen Techniken und Narrativen in Erfahrung zu bringen und auf die Probe zu stellen. Als Mitglied des Radia-Netzwerkes und Veranstalter der Radio Revolten 2006 und 2016 führt Radio CORAX mit der Radio Art Residency eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Medium Radio als Ort und Labor für künstlerische Prozesse fort.