Zur Geschichte des Verfassungsschutzes in Westdeutschland – Interview mit Dominik Rigoll

Eines der größten Skandale im Zusammenhang mit der Aufklärung über die Taten des NSU besteht in der Verwicklung des Verfassungsschutzes. Hier ist zum einen die Rolle der V-Männer zu nennen: V-Männer haben in Thüringen diejenigen Strukturen aufgebaut, aus denen später der NSU hervorging. Aber auch der NSU selbst war dicht von V-Männern umstellt - es ist schwer zu glauben, dass der Verfassungsschutz nichts von den Taten des NSU wusste. Ein weiterer Skandal besteht darin, dass der Verfassungsschutz-Mitarbeiter Andreas Temme bei der Ermordung von Halit Yozgat in Kassel zur Tatzeit am Tatort anwesend gewesen ist. Und nicht zuletzt: Als der NSU aufflog, liefen in den verschiedenen Landesämtern und im Bundesamt für Verfassungsschutz die Schredder heiß. Bis heute verweigert sich der Verfassungsschutz, zur Aufklärung des NSU-Komplexes beizutragen. Gerade in diesem Aspekt ist aber auch die Enttäuschung über das NSU-Gerichtsverfahren groß: Denn die Verwicklung des Verfassungsschutzes hat im Urteil überhaupt keine Rolle gespielt. Vorerst bleibt nur die Möglichkeit, zu versuchen, historisch und strukturell zu verstehen, welches Verhältnis der Verfassungsschutz zum Rechtsextremismus hat, wie diese Institution funktioniert, welche Interessen in ihr wirken. Um eine solche Perspektive aufzumachen, sprechen wir jetzt mit Dominik Rigoll, der zur Geschichte des Verfassungsschutzes in Deutschland gearbeitet hat.

Dominik Rigoll lehrt und forscht am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam und ist u.a. Autor von „Staatsschutz in Westdeutschland. Von der Entnazifizierung zur Extremistenabwehr“


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