Europäische Museen und ihr koloniales Erbe – Überheblichkeit als Maßstab der Restitution?

Ein beträchtlicher Anteil der Ausstellungsobjekte, die in unseren Museen aufbereitet und ausgestellt sind, sind geraubte und geplünderte Objekte, die vor allem während der Kolonialzeit teils auf sehr gewaltvolle Weise in die Hände der damaligen Kolonialmächte gelangten. Europäische Museen und Sammlungen sind damit Orte, in denen sich die koloniale Geschichte bis heute fortschreibt. Erst durch den zunehmenden Druck von früheren Kolonien, durch systematische Forschung sowie durch zivilgesellschaftliche Akteur:innen und Initiativen wurden diese Kontinuitäten Gegenstand einer öffentlichen, breiteren Debatte. Seitdem wird viel über das koloniale Erbe in Museen diskutiert, es wird sich kritischer mit den Sammlungen beschäftigt, ebenso wie mit dem Weg, auf dem die Ausstellungsstücke in Besitz der Museen gelangten. Aber auch, welche Geschichten seit der Kolonialzeit in den Museen erzählt werden, d.h. wie die musealen Präsentationen die kolonialen Projekte lange unterstützten und rassistische Bilder reproduzierten. Dass dieser Diskurs bei uns erst seit ein paar Jahren aktiver geführt, täuscht jedoch leicht darüber hinweg, dass der dekoloniale Kampf um eine Restituierung von Kulturgütern schon während der Kolonialzeit begann. Anlässlich einer Veranstaltung im Puschkino in Halle zum Thema „Europäische Museen und ihr koloniales Erbe“ sprachen wir mit Dr. Aqtime Gnouleleng Edjabo über die Entwicklung der Restitutionsdebatte und darüber, unter welchen Umständen Kulturgüter zurückgegeben werden sollten. Aqtime Gnouleleng Edjabou studierte Germanistik und Pädagogik an der Université de Lomé/Togo. 2017 promovierte er an der Universität Paderborn zu Afrika-Diskursen in deutschen Printmedien. Zuvor war er Mitarbeiter der deutschen Auslandsvertretung in Lomé in Bereichen der wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Aktualität der deutschen Kolonisation in Togo, deutsch-afrikanische Diskurse und interkulturelle Diskurse der Übersetzungsphänomene. Er ist außerdem bei einem Provenienzforschungsprojekt des Museums in Querfurt beteiligt, das sich mit dem Nachlass und Archiv des Afrikaforschers und Filmemachers Hans Schomburgk beschäftigt.


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picture from the movie 'you hide me' by nii kwate owoo (CC BY)