Viele der Grenzlinien auf dem afrikanischen Kontinent sehen aus, als wären sie mit dem Lineal gezogen. Sie machen sichtbar, wie willkürlich die europäischen Kolonialmächte Territorien für sich beanspruchten auf einem Kontinent, über den sie nichts wussten. Ein bedeutender Teil dieser künstlich gezogenen Grenzen gehen auf die Berliner Afrika-Konferenz zurück, die am 15. November 1884 - also vor genau 139 Jahren - im Berliner Reichskanzlerpalais begann und über 3 Monate tagte. Eine Konferenz, die die rechtliche Grundlage für die koloniale Aufteilung des afrikanischen Kontinents bot und den Wettlauf um die imperiale Aneignung und Ausbeutung Afrikas damit massiv beförderte.
Bis noch vor wenigen Jahren wurde hierzulande die Geschichte des deutschen und des europäischen Kolonialismus und dessen Nachwirkungen kaum thematisiert. Erst maßlos glorifiziert, dann verdrängt und ignoriert, wurde die deutsche Kolonialgeschichte systematisch verharmlost, negiert und galt als abgeschlossen. Erst durch den zunehmenden Druck von zivilgesellschaftlichen, insbesondere migrantischen und diasporischen Akteur:innen und Initiativen und angesichts von sich lauter artikulierenden Reparationsansprüchen und Rückforderungen von Kulturgütern aus den ehemaligen Kolonien, entwickelte sich auf gesamtgesellschaftlicher und politischer Ebene ein wachsendes Bewusstsein für das gigantische Ausmaß an blinden Flecken, die die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte bis heute bestimmen. Blinde Flecken, die so rassistisch strukturiert sind wie das Denken, dass die koloniale Geschichte ermöglichte und die neokolonialen Kontinuitäten in unserer Gegenwart fortschreibt.
Anlässlich des 139. Jahrestages der Afrika-Konferenz wollen wir über die historischen Hintergründe und die Folgen dieser Konferenz sprechen und das Fortwirken der Beschlüsse beleuchten. Dazu sprechen wir mit Andreas Eckert - er ist deutscher Historiker, Afrikawissenschaftler und lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin.
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