Auch wenn in der DDR 1968 keine vergleichbare Revolte stattfand wie in der BRD, war es doch auch hier ein Jahr außerordentlicher Proteste. Dabei ging es sowohl um subkulturelle Bewegungen als auch um Auseinandersetzungen um Öffentlichkeit in den Betrieben.
In der Tschechoslowakei und in Polen fanden unterdessen Ereignisse statt, die für 1968 zentral waren: In der CSSR leuteten Gewerkschaften und kritische Intelligenz den Prager Frühling ein, der schließlich niedergeschlagen wurde. Auch in Polen gab es eine Studentenbewegung, die für eine Demokratisierung des Sozialismus eintrat - sie wurde niedergeschlagen und die Partei leitete eine antisemitische Kampagne ein.
Hinter all dem steht ein längerer Entwicklungsprozess, für den das Jahr 1956 zentral ist: Anfang dieses Jahres sprach Chruschtschow auf dem XX. Parteitag der KPdSU über die Verbrechen Stalins - am Ende des Jahres wurde die Räte-Bewegung in Ungarn niedergeschlagen. Die Räte sind immer wieder Bezugspunkt in den nachfolgenden Ereignissen.
Über diese Ereignisse sprach Radio Corax mit Bernd Gehrke. Wir fragten ihn zunächst nach der Quellenlage und danach, woran es liegt, dass "1968 in der DDR" in der heutigen Öffentlichkeit kaum präsent ist.
Bernd Gehrke ist Historiker und Mitglied des Arbeitskreises Geschichte Sozialer Bewegungen Ost West: https://geschichtevonuntenostwest.wordpress.com/
Er ist Mitherausgeber des Buches "1968 und die Arbeiter - Studien zum 'proletarischen Mai' in Europa", in dem es auch mehrere Texte über 1968 im Ostblock gibt: https://www.vsa-verlag.de/nc/detail/artikel/1968-und-die-arbeiter/
Das Interview ist Teil der Corax-Sendereihe über 1968: https://radiocorax.de/talkin-bout-a-revolution-sendereihe-ueber-1968/
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