Zone Of Interest – eine Allegorie deutscher Verdrängung

Jonathan Glazer's „Zone Of Interest“ zeigt die Geschichte des KZ-Kommandanten Rudolf Höß und seiner Ehefrau Hedwig Höß, die mit ihren Kindern und Hausangestellten während des Holocausts direkt an der Grenze vom Lagerkomplex Auschwitz wohnen. Während sich hinter ihren Mauern das Grauen der Shoah ereignet, behaupten sie auf der anderen Seite der Mauer ein familiäres Scheinidyll und eine Ordnung der Dinge. Wo wir tiefe Einblicke in das Alltagsleben von Familie Höß erhalten, bleibt das Innere des NS-Konzentrationslagers unbeleuchtet. Gezeigt werden nicht die Gräueltaten und die Opfer der Shoah, gezeigt wird, wie hermetisch sich eine faschistische Wahrnehmung verhält - eine Wahrnehmung, die sich aktiv dafür entscheidet, keine zu sein. Vor wenigen Wochen lief Zone Of Interest in den deutschen Kinos an. Auf den Oscar-Verleihungen nutzte Glazer die Bühne, um seine persönliche politische Haltung zum gegenwärtigen Nahost-Konflikt zu äußern und die „Besatzung in Gaza“ anzuprangern. Die im Film gewählte einseitige Fokussierung auf eine Täterperspektive und die konsequente Abwesenheit der Opfer wurden Glazer gerade von Jüd:innen angelastet. Könnte dies auch als eine Entscheidung diskutiert werden, den Fokus eher auf Mechanismen zu setzen, die Auschwitz mitunter ermöglichten und die NS-Geschichte bis heute fortschreiben, scheint eine unbefangene Rezeption des Films nach Glazer's Rede nun jedoch eher verhindert. Wo der Regisseur Jonathan Glazer „Zone Of Interest“ und die darin gewählte filmische Auseinandersetzung mit der Shoah gebraucht, um die Terrorangriffe der Hamas mit der Besatzung in Gaza zu rechtfertigen, entscheidet er sich wiederum dafür, sein Werk nicht unabhängig von seiner eigenen politischen Haltung wirken zu lassen.


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