Die Proteste von pro-palästinensischen Aktivist:innen an den Universitäten, die anfänglich besonders in den USA zu besorgniserregenden Entwicklungen führten, weiten sich auch in Europa weiter aus. In Deutschland gab es die bisher größten Protestcamps an den Universitäten Berlins. An der FU und der HU Berlin wurden die Protestcamps vor wenigen Wochen unter dem Einsatz aggressiver, mitunter rechtswidriger Repressionen geräumt.
Die Frage über die Legitimität dieses zivilen Protestes sowie des institutionellen und auch staatlichen Umgangs wird - wenig überraschend - extrem erhitzt diskutiert. So erhitzt wie ein Großteil der Debatten, die sich um die Auseinandersetzung mit strukturellem Antisemitismus, der Legitimität des jüdischen Staates als nicht verhandelbaren Schutzraum für Jüdinnen:Juden, der Lebenssituation von Palästinenser:innen und gerade auch um den derzeitigen Krieg in Nahost drehen. Was diesen Debatten jedoch gemein ist - sie können nicht differenziert genug geführt werden.
Über binäre Zuschreibungen, das Tradieren von Feindbildern, verkürzte Diskurse oder auch skandalisierte mediale Zuspitzungen im Sprechen über die Proteste waren wir im Austausch mit dem Soziologen und Kulturwissenschaftler Peter Ullrich - er ist Senior-Researcher und Ko-Leiter des Bereichs Soziale Bewegungen, Technik, Konflikte am Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin. Außerdem ist er Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin und am Institut für Protest- und Bewegungsforschung.
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