Die Tugend des Zuhörens: Exzellente Radiomacher verstehen es, in teils sehr intimen Annäherungen ihre Gesprächspartner zu öffnen und so eine Qualität des Erzählens auszulösen. Stücke solcher Autoren und Autorinnen versammelt die Herbstreihe im Literaturhaus Halle – sie kreist 30 Jahre nach der Wiedervereinigung um Themen wie Armee und Schichtarbeit in Ost und West, um BürgerrechtlerInnen „am rechten Rand“ und gedopte Sportler, um Einwanderung und das Sehnsuchtsland Deutschland, aber auch um Leerstellen und Phantomschmerzen des Einheitsprozesses, um die unterschwelligen Enttäuschungen und die Wut auf das vor 30 Jahren etablierte Neue. Mit einem Wort: um das Grummeln in der Gesellschaft. Gemeinsames Hören preisgekrönter Radiostücke schafft einen geschützten Raum für das Gespräch. Wir sprachen mit einem der Organisator*innen der Herbstreihe Tobias Barth