Für und an wen Gedenken? – Esther Dischereit zum Jahrestag des Anschlags von Halle

Zum ersten Jahrestag des Anschlags in Halle fanden am vergangenen Freitag zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Neben zivilgesellschaftlichen Aktionen des Gedenkens, stand medial das städtische Gedenken im Vordergrund. 12.01 Uhr läuteten in der ganzen Stadt die Kirchenglocken, die Straßenbahnen standen still und vom roten Turm auf dem Marktplatz erklang das jüdische Lied „Hevenu Shalom Alechem“. Um diese Zeit vor einem Jahr feuerte der Attentäter den ersten Schuss auf die Tür der Synagoge ab. Später am Tag wurden Gedenkplaketten an der Synagoge und vor dem Kiez-Döner in der Ludwig-Wucherer Straße angebracht. Sie sind Jana Lange und Kevin Scharze, sowie allen weiteren Betroffenen des antisemitischen Terroranschlags gewidmet. An dem Gedenken an der Synagoge und dem Kiez-Döner durften nur geladene Gäste teilnehmen, für die Stadtgesellschaft waren diese Orte abgesperrt. Der zentrale Gedenkakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, weiteren Politikern, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden und den Betroffenen des Anschlags fand in der Ulrichskirche in Halle statt. In den Vorbereitungen zum städtischen Gedenken und den Reden von Oberbürgermeister Wiegand oder Ministerpräsident Haselhoff, fällt auf, dass nicht alle Betroffenen des Anschlags gleichermaßen benannt und gewürdigt werden. Das wurde auch auf der Podiumsdiskussion am Abend in der Oper Halle thematisiert, auf der die Lyrikerin und Essayistin Esther Dischereit sprach. Sie gilt als wichtige Stimme der zweiten Generation nach dem Holocaust und sitzt regelmäßig als Beobachterin im Prozess gegen den Attentäter von Halle. Sie hat am 9.Oktober das Gedenken in der Stadt Halle erlebt und sprach mit uns darüber.


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