Während der Begriff Ferienfreizeit heutzutage zumeist positive Gedanken weckt gestalteten sich diese bis in die 1990er Jahre noch grundlegend anders. Nicht 1-2 sondern 6-8 Wochen wurden vor allem kränklich scheinende Kinder auf Anraten von ÄrztInnen auf Kur "verschickt". Statt Spiel und Spaß herrschte dort die sogenannte "schwarze Pädagogik". Kinder im Alter zwischen 2 und 10 Jahren wurden in diesen "Verschickungsheimen" von den 1950er bis in die 1990er Jahre systematisch erniedrigt und gequält. Zwangsernährung, Isolationsstrafen, sexueller Missbrauch. Sowohl psychische als auch physische Gewalt herrschte in den über 1.100 in der gesamten BRD verteilten Heimen.
Anja Röhl, ebenfalls Betroffene, ist Sonderpädagogin, Autorin und Gründerin des Vereins zur Aufarbeitung und Erforschung von Kinder-Verschickung e.V.. Sie betreibt die Internetseite verschickungsheime.de auf der sich die Betroffenen (schätzungsweise zwischen 3 und 12 Millionen Menschen) austauschen und Erfahrungsberichte sammeln können. Wir sprachen mit Ihr über die Verantwortlichen, die nationalsozialistischen Wurzeln der "Verschickungsheime", sowie die Ziele der Initiative Verschickungskinder.
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