"Frauenemanzipation ist ohne genaue Kenntnis der Frauengeschichte nicht möglich". Das ist ein Zitat der Historikerin Gerda Lerner. Gerda Lerner war Jüdin und ist 1938 vor den Nazis aus Österreich in die USA geflüchtet. Mit 38 fing sie an im Abendstudium Geschichte zu studieren und promovierte schließlich als erste Person zu einem frauengeschichtlichen Thema an der Columbia University. Später begründete Gerda Lerner die "Women's History", sie gilt als Pionierin einer feministischen Geschichtsforschung.
Die Bedeutung einer Geschichtswissenschaft, die auch die Geschlechterverhältnisse in den Blick nimmt, ist nicht zu unterschätzen. Die zweite Frauenbewegung setzte sich in der BRD ab den 1970ern dafür ein, eine Frauen- oder Geschlechtergeschichte an Universitäten zu etablieren.
An der Universität Jena gibt es bis heute einen solchen Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte. Im Juli dieses Jahres wurde bekannt, dass dieser Lehrstuhl gestrichen werden soll. Nachdem die aktuelle Professorin Gisela Mettele im Jahr 2025 emeritiert werden wird, soll der Lehrstuhl nicht neu besetzt werden. Das hat der Fakultätsrat beschlossen.
Diese Entscheidung wird von Studierenden und anderen Angehörigen der Hochschule scharf kritisiert. Die Kritik bezieht sich dabei nicht nur auf die Abschaffung des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte, sondern auch auf die Art und Weise, wie diese Entscheidung getroffen wurde. Aus diesem Grund haben Jenaer Studierende am 30.11.2022 einen Hörsaal der Universität besetzt. Wir haben mit dem Pressesprecher der Studierenden über den Protest gegen die Abschaffung der Geschlechtergeschichte gesprochen.
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