(K)ein Einzeltäter? Zu den Ermittlungen im Fall NSU 2.0

Wer schützt mich, wenn ich bedroht werde? Die Polizei? Wer die Drohschreiben des NSU 2.0 erhalten hat, glaubt das womöglich nicht mehr. Seit August 2018 wurden verschiedene linke Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens durch die Briefe des NSU 2.0 mit dem Leben bedroht. Mehr als 100 Drohschreiben wurden veröffentlicht. Betroffen waren vor allem Frauen, die politisch aktiv und / oder migrantisch sind. Als erstes traf es die Nebenklägerin im NSU-Prozess Seda Başay-Yıldız. Das Besondere: Einige Informationen aus den Briefen kamen direkt von Rechnern von Polizeidienststellen aus Frankfurt, Berlin und Hamburg. Jetzt gab die Staatsanwaltschaft Frankfurter bekannt, einen mutmaßlichen Täter identifiziert zu haben. Er sei arbeitslos und bereits in Vergangenheit durch rechte Straftaten aufgefallen, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Das passt ins Cliché. Aber handelte er alleine? Kein Netzwerk? Keine involvierten Polizist:innen? Darüber sprachen wir heute Morgen mit der Linken-Bundestagsabgeordneten Martina Renner. Sie hat gestern mit weiteren Betroffenen der NSU 2.0-Serie eine Erklärung veröffentlicht, in der sie weitere Aufklärung fordern. So soll etwa geklärt werden, wie der Tatverdächtige an Daten aus Polizeicomputern in Frankfurt am Main, Wiesbaden, Hamburg und Berlin und an eine im Einwohnermelderegister gesperrte Adresse kommen konnte. Auch müsse aufgeklärt werden, welche Verbindungen der in Berlin Festgenommene nach Hessen habe und ob es Verbindungen zu einer rechtsextremistischen Anschlagsserie in Berlin-Neukölln gebe.


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