„In unserem Laden wurde ein junges Leben ausgelöscht. Kevins Tod hat uns schwer erschüttert. Der Kiez Döner ist damit auch eine Art Gedenkstätte geworden. Eine Gedenkstätte für die Opfer des feigen, rechtsextremistischen Anschlags vom 9. Oktober 2019. Mein Bruder und ich möchten diesen Laden erhalten auch um Kevins Andenken zu bewahren. Wir möchten dass dieser Laden im Herzens Halles bestehen beibt und nicht dem Willen des Attentäters entsprechend verschwindet und „ausgelöscht“ wird. Wir möchten uns nicht vertreiben lassen.“
Das waren die Worte von Ismet Tekin als er am 28.07.2020 vor dem Gerichtsgebäude in Magdeburg sprach. In diesem Gericht wurde der Prozess um den Attentäter von Halle verhandelt. Denn am 9 Oktober 2020 kam es in Halle zu einem antisemitischem und rassistischem Anschlag bei dem zwei menschen starben. Am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur versuchte ein Täter die Synagoge zu stürmen und ihre Besuchenden zu töten. Er schaffe es nicht, ermordete aber vor ihrer Tür die Passantin Jana M. Anschließend fuhr er zu dem ein paar hundert Meter entfernten Kiez Döner drang in den Laden ein, und erschoss Kevin S. einen Maurer. Die beiden getöteten Menschen waren ableistisch in der Gesellschaft diskriminiert, das heißt, sie hatten eine Behinderung. Opfer waren neben Kevin und Jana die anwesende Jüdische Gemeinde, der Anschlag galt aber allen Jüdinnen. Opfer waren die Anwesenden im Kiezdöner, der Anschlag aber galt der gesamten migranitschen Community.
Circa 2 Jahre ist das jetzt her und mittlerweile heißt der Kiezdöner nicht mehr Kiezdöner sondern Tekiez. Der Tekiez verkauft auch keine Döner mehr, sondern ist zu einem türkischem Frühstückcafé umgebaut worden. Das alles steht vor dem Hintergrund, dass der Laden nach dem Anschlag kurz vor dem Aus stand und von der Politik keine Unterstützung bekam. Es steht auch vor dem Hintergrund, dass der Tekiez sich den Anspruch gibt ein Gedenkort zu sein. Ismet Tekin und sein Bruder Rifat, sind Geschäftsführer des Tekiez und Opfer des Anschlags. Sie werden von einer Soligruppe dabei unterstützt den Laden offen zu halten und neue Konzepte auszuprobieren. Wir waren im Tekiez und sprachen mit Ismet und der Soligruppe über den Umbau, über Gedenken und den Umgang mit dem Anschlag.
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