30 Jahre erste Montagsdemo und was dabei nicht (mehr) erwähnt wird

Wir blicken 30 Jahre zurück, auf den 4. September 1989. In Leipzig gehen an dem Abend nach dem montäglichen Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche 1.200 Menschen auf die Straße. Sie fordern Reise- und Versammlungsfreiheit. Es ist die erste berühmten Leipziger Montagsdemonstrationen im Herbst 1989. Die meisten Menschen, die an diesem 4. September demonstrieren, wollen nicht raus aus der DDR. Sie wollen vielmehr die Zustände in der DDR verändern. Deshalb skandieren sie: „Wir bleiben hier!“. Von da an finden die Montagsdemos regelmäßig statt und werden zum Symbol für die Proteste in der DDR. Nach dem Mauerfall wird Leipzig zur Heldenstadt erklärt – war es doch die erste Stadt, in der die Menschen auf die Straße gegangen sind. Mitte Ende Oktober waren es Montags dann über Hunderttausend Menschen. Der Begriff Heldenstadt Leipzig zeigt, welch Mythenbildung es um die Montagsdemonstrationen gab. Dass der Protest vor 30 Jahren mehr meinte, als die erst spät aufkommenden „Wir sind das Volk“ Rufe, das wird in der Geschichtsschreibung der Friedlichen Revolution oft außen vor gelassen. Eine Publikation lässt dies nicht außen vor und nimmt Leipzig und die Proteste, die es in der Stadt gegeben hat in den Blick. Der Leipziger Protestatlas von Spector Books herausgegeben dokumentiert und visualisiert räumliche und zeitliche Dimensionen lokaler Protesthandlungen in Leipzig - und sie setzt dabei weit vor der DDR an. Jan Wenzel zur Motivation hinter dem Leipziger Protestatlas.


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