Seitdem es Feminismus gibt, gab es immer auch Bewegungen, die sich gegen diese so hart umkämpfte Form gesellschaftlichen Fortschritts stellen. Antifeminismus ist eine zentrale dieser Entwicklungen. Diese zutiefst reaktionäre Weltanschauung hat zum Ziel, das männliche Geschlecht als hegemonial darzustellen, um die zweigeschlechtliche Sexualität, bzw. die hetero-normative Geschlechtlichkeit zu zementieren und alles davon abweichende zu negieren, abzuwerten und zu unterdrücken.
Sowohl der historische als auch der gegenwärtige Antifeminismus ist eine Abwehrbewegung, die sich gegen jegliche Formen feministischer Emanzipationsbestrebungen richtet und auf eine grundlegende Transformation der Geschlechterverhältnisse reagiert. Das heißt, Antifeminismus ist nicht nur ein frauen- und queerfeindliches Weltbild, sondern vor allem auch eine politische Strategie, eine organisierte Form von Gegenwehr, um eine Gleichberechtigung von Geschlechtern und geschlechtliche Vielfalt zurückzudrängen und entsprechende Handlungsräume einzuschränken.
So äußert sich Antifeminismus auch auf sehr unterschiedliche Weise. In sexistischen Anfeindungen und körperlichen Angriffen, aber auch in organisierten Kampagnen gegen Gleichstellung und geschlechtliche Selbstbestimmung. Entsprechend betrifft Antifeminismus Frauen, queere, nicht-binäre, intersexuelle und Transgender-Personen*, aber auch politische Akteur:innen und Initiativen, die in entsprechenden Bereichen aktiv sind und sich für Gleichberechtigung, Geschlechtergerechtigkeit, für körperliche oder sexuelle Selbstbestimmung oder auch für Familienrechte einsetzen.
Anfang März veröffentlichte die Amadeu Antonio Stiftung das erste zivilgesellschaftliche Lagebild zum Antifeminismus in Deutschland. Und sie konstatiert darin, dass es kaum ein anderes gesellschaftliches Feld gibt, das momentan so massiv und dabei gleichzeitig so unbemerkt bedroht und angegriffen wird.
Über den Lagebericht zu antifeministischen Zuständen in Deutschland und deren Bedeutung für demokratische Verhältnisse sprachen wir mit Ans Hartmann. Ans Hartmann leitet das Projekt Meldestelle Antifeminismus bei der Amadeu Antonio Stiftung und hat die Untersuchung dazu mit herausgegeben.
Antifeministische Vorfälle können hier gemeldet werden: www.antifeminismus-melden.de
Weitere Infos zur Meldestelle und zum Lagebericht: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/projekte/meldestelle-antifeminismus/
Unsere Arbeit ist nur dank eurer Unterstützung möglich. Wir freuen uns immer über Spenden oder Fördermitgliedschaften. Noch besser ist es natürlich, wenn ihr Lust habt selber Radio zu gestalten und freies Radio nicht nur hört und unterstützt, sondern auch macht! Gerne könnte ihr uns jederzeit Feedback geben.