Enver Şimşek wurde am 09.09.2000 in seinem Blumenhandel erschossen. Er war das erste Opfer des NSU-Komplex, der rechtsextremen Mord- und Anschlagsreihe rund um den »Nationalsozialistischen Untergrund«, der von Polizei und Verfassungsschutz unterstützt wurde. Die juristische Aufarbeitung des NSU-Komplex war geprägt von rassistischen Verfahren gegen die Angehörigen der Opfer selbst. Verurteilt wurden 2018 lediglich fünf TäterInnen. Die Akten sollen trotz allem bis 2044 unter Verschluss bleiben. Das Aktionsbündnis »NSU-Komplex auflösen!« entwickelte deshalb gemeinsam mit den Betroffenen der NSU-Mord- und Anschlagsserie die Idee eines Tribunals, das die versprochene »lückenlose Aufklärung« selbst in die Hand nimmt. Das erste NSU-Tribunal fand 2017 parallel zum offiziellen Gerichtsverfahren in Köln statt – als eine Art Gegen-Prozess. Insgesamt wurden über 130 Täter*innen und Verantwortliche im NSU-Komplex öffentlich benannt und angeklagt. Die Geschichten der Betroffenen machten die Kontinuität des Rassismus sichtbar. Die NSU-Tribunale sind Ausdruck des antirassistischen Kampfes für eine solidarische »Gesellschaft der Vielen«, bei denen die Perspektive der Angehörigen und ihre Anklage im Zentrum stehen. Mehr Informationen zum NSU-Tribunal: https://www.nsu-tribunal.de. Am 30. September 2022 erscheint beim Unrast Verlag mit dem Buch »Wir klagen an!« eine zusammenfassende Dokumentation zu den NSU-Tribunalen, welche Madlyn Sauer detailliert vorstellt, analysiert und mit anderen Beispielen der internationalen Tribunalpraxis vergleicht. Madlyn Sauer: »Wir klagen an!«. 14 €. Ab 30. September 2022 im Buchhandel; Vorbestellung schon jetzt beim Unrast Verlag: https://www.unrast-verlag.de.

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