Ähnlich, aber doch anders: Die Entnazifizierung in Österreich

Auf ihren Bundesparteitag hat die SPD sich nun auch dazu durchgerungen, sich für eine Prüfung eines Parteiverbots der AfD durch das Bundesverfassungsgericht einzusetzen. Reichlich spät schließt sich die deutsche Sozialdemokratie damit einem Vorschlag an, der darauf abzielt, getreu dem Leitspruch, dass Auschwitz nie wieder sei, aus den Fehlern der Geschichte zu lernen. Doch weiterhin gibt es Versuch aus der bürgerlichen Mitte, statt gezielter und konkreter Maßnahmen, die AfD inhaltlich zu stellen - und vielleicht auch noch aufrufe sich mit Zivilcourage sich der menschenverachtenden, völkischen Politik der AfD entgegenzustellen. Die aktuelle Debatte ist auch Ausdruck der Aufarbeitung der NS-Zeit in Deutschland und spiegelt die Form und den Charakter der Entnazifizierung und der Gedenkkultur auf breiter gesellschaftlicher Ebene wider.

Andere Konturen nahm die Entnazifizierung und die Aufarbeitung des Faschismus in Österreich - einem Land, welches nach außen auch davon spricht, das erste Opfer des Nationalsozialismus gewesen zu sein, obwohl sich dort schon vier Jahre vor dem Anschluss an das deutsche Reich eine eigene Spielart der faschistischen Diktatur unter dem Dollfuß-Regime entwickelte. Was nach Kriegsende während der Besatzung durch die Alliierten und dann in der jungen zweiten Republik abspielte, ist der historische Kontext dafür, dass die FPÖ schonmal an der Macht war und dieses Frühjahr fast zum zweiten Mal Regierungspartei geworden wäre - ein Szenario, auf das hierzulande die AfD hinarbeitet. Der Historiker Mag. Dr. Florian Wenninger forscht an der Universität Wien zu totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts und ist Leiter des dortigen Instituts für Sozialgeschichte. Im Gespräch mit ihm stellt er auch klar, dass die FPÖ eine direkte Traditionslinie zur NSDAP in Österreich hat.


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Das Österreichische Parlamentsgebäude in Wien. Foto: Radio Corax/Lente (CC BY-SA)