Vögel ist zugleich Thriller und modernes Märchen. Mit der Wucht einer antiken Tragödie erzählt der Autor Mouawad von Gewalt, individuellen Schicksalen und familiären Konflikten vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts. Im Lesesaal einer New Yorker Universitätsbibliothek verliebt sich Eitan, ein junger Biogenetiker aus Berlin, in Wahida. Als Eitan seinen Eltern und seinem Großvater, einem Überlebenden der Shoah, seine neue Freundin vorstellt, kommt es zum Eklat. Wahida ist Araberin und für Eitans Vater nicht akzeptabel. Auf der Suche nach den Wurzeln seiner Familie reist Eitan mit Wahida nach Israel. Hier wird sich Wahida ihrer lange verleugneten arabischen Identität bewusst. Und Eitan erfährt von seiner Großmutter ein gut gehütetes Familiengeheimnis …
Der frankokanadische Autor, Schauspieler und Regisseur Wajdi Mouawad, geboren 1968 im Libanon, emigrierte als Achtjähriger nach Frankreich und später nach Kanada, wo er ein Schauspielstudium absolvierte. Als Autor und Regisseur sorgte er mit einer Tetralogie über den libanesischen Bürgerkrieg international für Furore. In Vögel beschreibt er den israelisch-arabischen Konflikt aus der Perspektive einer jüdischen Familie, die auf drei Kontinenten lebt. Die Sprachenvielfalt der Aufführung ist den Identitätsbrüchen der Figuren nachempfunden. Seit 2016 ist Mouawad Direktor des Théâtre national de la Colline in Paris, wo er Vögel 2017 uraufführte.
2019 wird Vögel mit dem Grand prix de littérature dramatique ausgezeichnet. Der Preis wurde 2005 auf Initiative des französischen Ministers für Kultur und Kommunikation ins Leben gerufen und dient der Förderung des zeitgenössischen Dramas als literarischer Kunstform. Nach seiner Erstaufführung im deutschsprachigen Raum durch Burkhard C. Kosminski im November 2018 ist Vögel in der Spielzeit 2019/20 in 14 Produktionen zu sehen, teils 4-sprachig, teils ganz auf Deutsch.
Unsere gebrochene Reportage untersucht die aktuelle Inszenierung des Stückes in Halle gemiensam mit dem Regisseur, einer Akteurin und dem Publikum.
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